Wenn es nach den Branchenverbänden geht, gibt es bald keinen E5-Kraftstoff mehr an deutschen Tankstellen – was für die meisten Autofahrer keinen Unterschied macht. Für zahlreiche Motorradfahrer könnte ein E5-Aus hingegen zum Problem werden.

Der Bundesverband Freier Tankstellen (bft) sowie die Branchenvertretung Uniti fordern eine Gesetzesänderung, die es den Tankstellenbetreibern freistellt, künftig keinen E5-Kraftstoff mehr anbieten zu müssen. Damit würde die deutsche Regelung das nachvollziehen, was in zahlreichen europäischen Ländern bereits Realität ist. Dort ist statt des Kraftstoffs mit fünf Prozent Ethanolanteil (E5) nur noch der stärker verschnittene Sprit E10 mit 10 Prozent Alkohol erhältlich.

In Deutschland hingegen sind die Tankstellen bislang gesetzlich verpflichtet, E5 als »Schutzsorte« weiter anzubieten. Und auch die Verbraucher greifen hierzulande immer noch gerne auf E5 zurück. Und das, obwohl diese Kraftstoffsorte im Schnitt rund sechs Cent teurer ist als E10. Nach wie vor sind Vorbehalte bezüglich der E10-Tauglichkeit des eigenen Fahrzeugs weit verbreitet.

Betrachtet man den Pkw-Sektor, sind diese Bedenken weitestgehend unbegründet. Otto-Motoren in Fahrzeugen, die nach 2010 gebaut wurden, sind grundsätzlich E10-tauglich. Doch auch die meisten älteren Aggregate haben kein Problem mit dem erhöhten Alkoholanteil. Lediglich ein Prozent der in Deutschland zugelassenen Pkw benötigt gemäß einer Studie des Instituts Automotive Powertrain (IAP) an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes noch E5.

Deutlich anders sieht es bei den Motorrädern aus. Auch in diesem Sektor kann die überwiegende Mehrheit der zugelassenen Fahrzeuge ohne Bedenken mit E10 betankt werden. Allerdings ist der Anteil älterer Fahrzeuge bei den Krafträdern höher als bei den Pkw, weshalb immer noch zahlreiche Maschinen auf Deutschlands Straßen unterwegs sind, die kein E10 vertragen. Schätzungen gehen bei einem Gesamtbestand von knapp fünf Millionen Bikes von bis zu einer Million Fahrzeuge aus, die weiterhin E5 benötigen.

Nachdem der Wegfall von E5 im Hinblick auf die Pkw mittlerweile verschmerzbar erscheint, wäre es wünschenswert, dass bei einer künftigen gesetzlichen Neuregelung die Bedürfnisse von rund einer Million Motorradfahrern angemessene Berücksichtigung finden.